Kurzinfo: Am 17. Januar 2018
haben die Abgeordneten des Europäischen Parlaments über den
gemeinsamen Standpunkt zur Energieeffizienzrichtlinie (EED), zur
Governance und zur Erneuerbare-Energien-Richtlinie abgestimmt. Bis
2030 soll die EU die Energieeffizienz um 35 Prozent steigern und der
Gesamtverbrauch sollte 35 Prozent erneuerbarer Energien umfassen.
Mit dieser Position wird das Parlament in die Endspiel-Verhandlungen
eintreten. In vielen Fragen ist es damit ehrgeiziger als der Rat
(die Mitgliedstaaten) und als die Vorschläge der EU-Kommission,
insbesondere hinsichtlich der Ziele für 2030. Allerdings werden erst
im Finale die endgültigen, ausgehandelten Zahlen feststehen.
Reaktionen:
EU-Kommissar Cañete
DEPV
Bild 2:
Der für Klimaschutz und Energie zuständige EU-Kommissar Miguel Arias
Cañete.
© Foto: European Union, 2014 / Quelle: EC - Audiovisual Service /
Photo: Etienne Ansotte
Auf
Twitter kündigte EU-Kommissar Miguel Arias Cañete - der mit seinem Ressort
auch für die
Fortschreibung der EU-Gebäuderichtlinie zuständig ist - seine Freude über das gute
Abstimmungsergebnis im Europäischen Parlament, auf
Miguel
Arias Cañete @MAC_europa an, wie:
Großer Tag für
#CleanEnergyEU! @Europarl_EN zeigt, dass es sich um
Geschäfte mit Europas sauberer Energiewende und unseren
#ParisAgreement-Verpflichtungen
handelt. Herzlichen Glückwunsch zu Ihrer Vision, Kühnheit und
Ehrgeiz. Bereit für Trilog-Verhandlungen!
#CleanEnergyEU: Sehr gutes Ergebnis auf
#Energieeffizienz.
Willkommen hohes Ambitionsniveau: 35 Prozent Ziel, verbindliche EU-Ebene,
unterstützt durch starken Artikel 7. Die nächsten Verhandlungen
werden nicht einfach sein,
@EU_Commission wird alles tun, um ein
ehrgeiziges Abkommen zu ermöglichen.
Bild 3:
Martin Bentele, Geschäftsführer des Deutsche Energieholz- und Pellet-Verband e. V. (DEPV).
© Foto: DEPV
Der
Deutsche Energieholz- und Pellet-Verband e. V. (DEPV) begrüßt den
Beschluss des EU-Parlaments für ein 35-Prozent-Ziel bei Erneuerbaren
Energien und Energieeffizienz:
"Ohne Holzenergie wird dies nicht
erreichbar sein. Dafür müssen laut DEPV strenge Anforderungen
gelten. Mit hoher Effizienz und hervorragendem Emissionsverhalten
basiert moderne Holzenergie in Form von Holzpellets und
Holzhackschnitzeln auf Resthölzern und nichtsägefähigen
Sortimenten. Pellets werden in Deutschland zu über 90 Prozent aus Sägespänen
hergestellt, die beim Einschnitt im Sägewerk anfallen, und sind
damit Teil einer Kaskadennutzung, betont DEPV-Geschäftsführer
Martin Bentele. Als standardisierter Brennstoff werden sie in
automatischen Feuerungen sauber und effizient zur Wärmegewinnung
genutzt und können wesentlich dabei helfen, ehrgeizige CO2-Einsparziele
zu erreichen."
Das Parlament sprach sich für verbindliche EU-weite Zielvorgaben
aus, die eine Verbesserung der Energieeffizienz um 35 Prozent, einen
Mindestanteil von 35 Prozent der Energie aus erneuerbaren Quellen am
Bruttoendenergieverbrauch und einen Anteil von 12 Prozent der Energie aus
erneuerbaren Quellen im Verkehrssektor bis 2030 vorsehen. Um diese Gesamtziele zu erreichen, werden die EU-Mitgliedstaaten
aufgefordert, ihre eigenen nationalen Ziele festzulegen, die im
Einklang mit dem Gesetz über das Governance-System der Energieunion
überwacht und erreicht werden müssen.
Ein verbindliches EU-Energieeffizienzziel von 35 Prozent
Was die Energieeffizienz anbelangt, so hat das Parlament für ein
verbindliches EU-Ziel von mindestens 35 Prozent sowie nationale Richtziele
gestimmt.
Dieses Ziel sollte auf der Grundlage des prognostizierten
Energieverbrauchs im Jahr 2030 nach dem PRIMES-Modell (Simulation
des Energieverbrauchs und des Energieversorgungssystems in der EU)
festgelegt werden.
Der Gesetzentwurf zur Energieeffizienz wurde mit 485 Stimmen bei 132
Gegenstimmen und 58 Enthaltungen angenommen.
Die
Deutsche Unternehmensinitiative Energieeffizienz e. V. (DENEFF)
lobte insbesondere das Votum für ein verbindliches
Energieeffizienzziel in Höhe von 35 Prozent und das zur Stärkung des
Artikels 7 der Richtlinie, der die Mitgliedstaaten zu jährlichen
Energieeffizienzfortschritten im Endverbrauchssektor anhält. Christian Noll, geschäftsführender Vorstand der Deutschen
Unternehmensinitiative Energieeffizienz e. V. (DENEFF): „Klare und
ambitionierte europäische Rahmenbedingungen sind wichtige Treiber
für gemeinsame politische Fortschritte in allen EU-Ländern und damit
für Marktentwicklung und Innovationen in diesem wichtigen
Kernbereich der Energiewende. Dafür hat das EU-Parlament heute ein
starkes Statement abgegeben. Wir hoffen, dass sich der Rat mit
Unterstützung der künftigen Bundesregierung anschließen wird.“
"EU-weiter Sanierungszwang für sozialen Wohnungsbau abgewendet –
großer Erfolg für Mieter und Vermieter in Deutschland" freut sich
der GdW Bundesverband deutscher Wohnungs- und
Immobilienunternehmen e.V.: "In
der Abstimmung über einen Änderungsantrag zur
Energieeffizienzrichtlinie im Europäischen Parlament hat der
Realismus die Oberhand behalten. Der Antrag, eine verpflichtende
Sanierungsrate in Höhe von drei Prozent pro Jahr auf Gebäude von
Ländern, Kommunen und Sozialwohnungen auszuweiten, wurde
abgelehnt. Die Entscheidung fiel äußerst knapp aus. Für die
hauchdünne Mehrheit von 349 Gegen-Stimmen gegenüber 302
Ja-Stimmen bei 29 Enthaltungen sorgten insbesondere
Europaabgeordnete aus Deutschland und Österreich. Wir begrüßen
dieses Ergebnis ausdrücklich, erklärte dazu Axel Gedaschko,
Präsident des Spitzenverbandes der Wohnungswirtschaft GdW. Der
Deutsche Mieterbund (DMB) und der GdW hatten im Vorfeld intensiv
vor erheblichen negativen Auswirkungen auf den sozialen
Wohnungsbau und die Mieter kommunaler und öffentlicher
Wohnungsunternehmen in Deutschland gewarnt."
In
einem weiteren Rechtsakt, der mit 492 Stimmen bei 88 Gegenstimmen
und 107 Enthaltungen angenommen wurde, erklärten die Abgeordneten,
dass der Anteil der erneuerbaren Energien im Jahr 2030 35 Prozent des
Energieverbrauchs in der EU betragen sollte. Außerdem sollten
nationale Zielvorgaben festgelegt werden, von denen die
Mitgliedstaaten um höchstens 10 Prozent – unter bestimmten Bedingungen –
abweichen dürfen.
Die
Abgeordneten verlangen, dass Förderregelungen für erneuerbare
Energie aus Biomasse so gestaltet werden, dass der umweltschädliche
Einsatz von Biomasse zur Energieerzeugung nicht gefördert wird, wenn
es eine bessere industrielle Nutzung oder Nutzung als Ausgangsstoff
gibt, da der in Holz gebundene Kohlenstoff freigesetzt wird, wenn es
zum Heizen verbrannt wird. Bei der Energieerzeugung sollte daher der
Verbrennung von Holzabfällen und -rückständen Vorrang eingeräumt
werden.
Der
Bundesverband Erneuerbare Energie BEE begrüßt die
Parlamentsvorschläge weitgehend, da sie ein wichtiges Signal für die
Erneuerbaren Energien senden und mehr Klarheit für Mitgliedsstaaten
und Investoren schaffen würden. Wie Dr. Peter Röttgen, Geschäftsführer
Bundesverband Erneuerbare Energie (BEE) betonte sei eine wichtige
Weichenstellung vor allem die geforderte Anhebung des Anteils
Erneuerbarer Energie am EU-Gesamtenergieverbrauch.
Die
Deutsche Umwelthilfe
DUH begrüßt dass die Parlamentarier sich für ein verbindliches
Energieeffizienzziel und den Ausbau der Erneuerbaren von jeweils
35 Prozent bis 2030 sowie die Einbeziehung des Verkehrssektors
in die Berechnung des Endenergieverbrauchs aussprechen, fordert jedoch ambitioniertere
Ziele, um Klimaschutzzielen gerecht zu werden. DUH begrüßt das
Verbot von Palmöl in Biokraftstoffen, kritisiert jedoch die Nutzung
von Biokraftstoffen aus pflanzlichen Rohstoffen bis 2030 – DUH
fordert die Bundesregierung auf, die Parlamentsbeschlüsse im Trilog
mit Kommission und Rat aktiv zu unterstützen und national mit dem
Gebäudeenergiegesetz den Klimaschutz voranzubringen.
Der
Deutscher Naturschutzring freut sich, dass die
Parlamentsentscheidungen in die richtige Richtung gehen: „Jetzt
liegt die Verantwortung beim EU-Ministerrat: Die Entscheidungen
des Parlaments stellen das absolute Minimum für den Klimaschutz
dar. Der Rat darf nicht dahinter zurückfallen“, sagte
DNR-Generalsekretär Florian Schöne. „Notwendig für eine
wirkliche Umsetzung des Pariser Klimaabkommens wären
Energieeinsparungen von 40 Prozent gegenüber dem Trend sowie
mehr Verbindlichkeit und Tempo bei den erneuerbaren Energien in
Form eines Ausbauziels von 45 Prozent. Aus Sicht des
Klimaschutzes gehen die Parlamentsentscheidungen in die richtige
Richtung, jedoch bieten sie keinen ausreichenden Schutz der
biologischen Vielfalt."
Das
Parlament will sicherstellen, dass Verbraucher berechtigt sind, ihre
selbst erzeugte und auf ihrem Grund und Boden verbleibende
Elektrizität zu verbrauchen und Stromspeicheranlagen zu
installieren, ohne Abgaben, Gebühren oder Steuern unterworfen zu
sein.
Das Verhandlungsmandat für die Abgeordneten fordert die
Mitgliedstaaten ferner auf, die bestehenden Hemmnisse für den
Verbrauch von Energie, die in den eigenen Räumlichkeiten des
Verbrauchers erzeugt wird, zu bewerten, diesen Verbrauch zu fördern
und sicherzustellen, dass die Verbraucher, insbesondere die
Haushalte, sich Gemeinschaften im Bereich erneuerbare Energie
anschließen können, ohne ungerechtfertigten Bedingungen oder
Verfahren unterworfen zu sein.
Um die
Ziele der Energieunion zu erreichen, legt jeder Mitgliedstaat der
Kommission bis zum 1. Januar 2019 und danach alle zehn Jahre einen
integrierten nationalen Energie- und Klimaplan vor. Der erste Plan
muss den Zeitraum von 2021 bis 2030 abdecken. Die folgenden Pläne
müssen den Zehnjahreszeitraum unmittelbar nach dem Ende des
Zeitraums abdecken, für den der vorherige Plan gilt.
Die Kommission
bewertet die integrierten nationalen Energie- und Klimapläne und
kann Empfehlungen aussprechen oder Abhilfemaßnahmen ergreifen, wenn
sie der Ansicht ist, dass die erzielten Fortschritte oder die
ergriffenen Maßnahmen unzureichend waren. Die legislative
Entschließung über das Governance-System der Energieunion wurde mit
466 zu 139 Stimmen bei 38 Enthaltungen angenommen.
Die
Gespräche mit dem Rat können unverzüglich aufgenommen werden, da
dieser bereits am 26. Juni seine allgemeinen Leitlinien zur
Energieeffizienz, und am 18. Dezember zum Thema erneuerbare Energien
und zum Governance-System der Energieunion angenommen hat.
Die
Abgeordneten vom Europäischen Parlament sind bereit, mit dem
Rat verbindliche Ziele auszuhandeln, um die Energieeffizienz um 35
Prozent und den Anteil erneuerbarer Energien am Gesamtenergiemix bis
2030 um 35 Prozent zu erhöhen. In
den nächsten Monaten werden sich die drei politischen Gremien -
EU-Kommission, Europäischer Rat und Parlament - über diese wichtigen Dossiers
einigen, möglicherweise sogar schon bis Ende Juni.
Jose
Blanco Lopez (S&D, ES), Berichterstatter für erneuerbare
Energiequellen:
„Die Europäische Kommission war mit ihrem Vorschlag
zu zaghaft. Wenn Europa die in Paris erteilten Zusagen erfüllen, den
Klimawandel bekämpfen und die Energiewende anführen will, müssen wir
mehr tun. Im Parlament gibt es einen breiten Konsens für deutlich
höhere Ziele für 2030. Es ist uns auch gelungen, das Recht auf
Eigenverbrauch zu stärken, Investoren Rechtssicherheit zu geben und
den Ehrgeiz für eine Verringerung der CO2-Emissionen im Verkehr
sowie bei der Wärme- und Kälteversorgung zu erhöhen. Die
Verringerung der CO2-Emissionen ist kein Hemmschuh für das
Wirtschaftswachstum. Im Gegenteil, sie fördert die
Wettbewerbsfähigkeit, der Wirtschaftstätigkeit und die
Beschäftigung.“
Miroslav Poche (S&D, CZ), Berichterstatter für Energieeffizienz:
„Energieeffizienz ist einer der grundlegenden Aspekte der Strategie
für die Energieunion der EU. Eine ehrgeizige Politik in diesem
Bereich wird dazu beitragen, sowohl unsere Klima- und Energieziele
zu erreichen als auch unsere Wettbewerbsfähigkeit zu steigern. Es
ist auch einer der besten Wege, um die Energiearmut in Europa zu
bekämpfen."
Michele
Rivasi (Grüne/EFA, FR), Berichterstatter für das Governance-System
der Energieunion:
„Das Europäische Parlament hat eine historische,
konforme und kohärente Position zu den Klimaschutzverpflichtungen
der EU eingenommen. Dies ist das erste Mal, dass in der europäischen
Gesetzgebung ein EU-Ziel von 35Prozent für erneuerbare Energien und ein
Energieeffizienzziel von 35Prozent bis 2030, eine Methanstrategie und
Verpflichtungen zur Bekämpfung der Energiearmut festgeschrieben
werden sollen. Diese Politik wird zu einer echten
Energieunabhängigkeit beitragen, Arbeitsplätze schaffen und
Investitionen sichern. Der Governance-Vorschlag ist nicht nur
kohärent, sondern bietet auch eine Plattform für den Dialog zwischen
der Zivilgesellschaft, den lokalen Behörden und den Regierungen.
Diese Transparenz wird notwendig sein, um mit der Lobby der
Energieoligopole fertig zu werden. Ein Interesse muss über allen
anderen stehen: die Zukunft des Planeten und seiner Bewohner!“
Claude
Turmes (Grüne/EFA, LU), Berichterstatter für das Governance-System
der Energieunion:
„Nach dem sehr schwachen Deal, den der Rat im
Dezember zum Paket ‘Saubere Energie‘ ausgehandelt hat, bin ich stolz
darauf, dass das Parlament heute dazu beigetragen hat, die
Glaubwürdigkeit der EU beim Klimaschutz wiederherzustellen. Mehr
Ehrgeiz in den Bereichen erneuerbare Energien und Energieeffizienz
sowie zum Vorteil eines starken Governance-Systems werden dazu
beitragen, bis 2050 eine Nullemissionswirtschaft zu erreichen und
das Pariser Abkommen einzuhalten. Das Parlament wird geschlossen
auftreten, wenn es Verhandlungen mit dem Rat aufnimmt."
Europäisches Parlament: Energieeffizienz - Abänderungen des
Europäischen Parlaments vom 17. Januar 2018 zu dem Vorschlag für
eine Richtlinie des Europäischen Parlaments und des Rates zur
Änderung der Richtlinie 2012/27/EU zur Energieeffizienz
(COM(2016)0761 – C8-0498/2016 – 2016/0376(COD))
Europäisches Parlament: Förderung der Nutzung von Energie aus
erneuerbaren Quellen - Abänderungen des Europäischen Parlaments vom
17. Januar 2018 zu dem Vorschlag für eine Richtlinie des
Europäischen Parlaments und des Rates zur Förderung der Nutzung von
Energie aus erneuerbaren Quellen (Neufassung) (COM(2016)0767 –
C8-0500/2016 – 2016/0382(COD))
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